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Wie schon bei „Wein ist dicker als Blut“ kann ich mich der oftmals geäußerten Wertschätzung dieser Folge nicht vorbehaltlos anschließen. Alles prima, Fall schwach. Mit diesmal selbst für Columbo-Verhältnisse ungewöhnlich detailreicher Akribie geht der Täter vor – wozu nicht passt, dass die Fehler offenkundig sind, und zwar selbst, wenn man (wie der Täter, aber anders als ich) Nichtraucher ist. Darum geht es: Ein Fernsehmoderator hat einen Konkurrenten unsauber ausgebootet und so die Moderation der erfolgreichen Serie „Crime Alert“ (ein Pendant zu „Aktenzeichen XY – ungelöst“) übertragen bekommen. Der Konkurrent hat erfahren, dass der andere früher in einem Pornofilm mitgespielt hat und erpresst ihn damit. Darum muss er sterben. Da das Opfer Kettenraucher ist, präpariert der Täter eine Zigarette mit schnell tödlich wirkendem Nikotinsulfat – das muss doch bei der Untersuchung der Leiche auffallen, dass das keine normale Nikotinvergiftung war?!? Solche Gedanken sind dem Täter aber völlig fremd, zudem verschlimmbessert er seine Tat durch zwei völlig überflüssige Extras. Aus unerfindlichen Gründen tauscht er die unpräparierten, vom Opfer zuvor gerauchten Zigaretten durch solche, die der Täter selbst abbrennen lassen hat, ohne sie zu rauchen (ja, damals gingen die noch nicht aus), und gibt dem Toten zudem eine solche zwischen die Finger. Diese haben aber keinen Nikotinfleck am Filter und sind zudem anders ausgedrückt. Auch die Idee, dem Toten eine Crime Story unter die Hand zu schieben, an der dieser gerade gearbeitet habe, ist völlig idiotisch. Was will der Mörder damit suggerieren? Nichts – ob man bei der Arbeit an einem Text oder bei einer anderen Schreibtischtätigkeit sein Leben aushaucht, ist völlig egal. Dumm nur, dass dieser Text anders als alle anderen layoutet ist und die Fingerabdrücke nur auf der Vorderseite sind, sodass der Tote die Seite nicht aus dem Drucker genommen haben kann. Es ist himmelschreiend und Columbo hat es arg leicht, immerhin ist die Schlusspointe gelungen. So wie überhaupt alles außerhalb des Falles, z.B. die trickreiche Film-im-Film-Einleitung und die Sprüche und komischen Szenen, die immer auch etwas mit Columbo-typischen Eigenschaften zu tun haben und darum nie hergesucht sind. In der Porno-Videothek quatscht ein Mann Columbo komisch an, der einen ähnlichen Mantel hat und von dem man befürchtet, den gleich – huuaaa – zu öffnen, mit nix drunter… Was muss der Ermittler da über sein Kleidungsstück denken, zumal ihn vor dem Laden eine Prostituierte schon gefragt hat, was er denn Hübsches unter dem Mantel habe. Herrlich absurd wie treffend ist auch die Reaktion: „Er erzählt, dass er ‘ne Frau hat“, dito der „Hemd-Dialog“. Die Klippe des überzogen Albernen umschifft der Film dabei geschickt. Wegen des weitgehend schwachen Falles komme ich bei der Punktvergabe aber über den gelben Bereich nicht hinaus, 6 von 9. Just one more thing: Auch hier offenbart sich ein paradoxer wie netter Effekt der späten Folgen: Oftmals wird Columbo in diesen mit den neuesten technischen Errungenschaften konfrontiert und lernt staunend deren Möglichkeiten kennen. Dadurch wirken diese Folgen heute nostalgischer als diejenigen der 1970er Jahre, z.B. hier: Grün blinkende Buchstaben auf Röhrenmonitoren, Daten auf Disketten, Nadeldrucker mit Endlospapier – wie lange ist das schon wieder her! |