| Alte Trenchcoats,
junge Mädchen
und ein sympathischer
Verrückter
Auch privat ist Peter Falk ein Original
wie "Columbo"
Er liebt Golf, obwohl es ihn an den Rand
des Wahnsinns trieb. Er zeichnet gerne - leidenschaftlich gerne - junge,
nackte Frauen. Und seit 23 Jahren spielt er bravourös den zerknautschten
Detektiv "Columbo" in all seiner charmant-cleveren Trotteligkeit.
Zwei Originale, die eine faszinierende Seelenverwandschaft verbindet:
Peter Falk ist "Columbo"
Eine Traumvilla im noblen Beverly Hills,
der exklusivsten Wohngegend Hollywoods. In der Auffahrt steht ein feiner,
schwarzer Rolls-Royce. Ein paar Schrammen und Dellen im blitzenden Lack
- und trotzdem: Ein "Columbo" könnte hier nicht wohnen.
Doch dann, im umgebauten Gästehaus, wo der Herr des Hauses den Besucher
mit ausgestreckten Armen, zerzausten Haaren und der Bemerkung "Mensch,
klar kenn' ich sie, hab' aber ihren Namen vergessen..." begrüßt,
wird's gleich gemütlicher. Hier könnte "Columbo" leben.
Der Raum ist eine Mischung aus Künstleratelier, Studentenbude, Dachboden
und Abstellraum. Staffeleien zeigen Zeichnungen junger, nackter Frauen.
"Frauen und ihre Formen faszinieren mich", versichert Peter
grinsend und glaubhaft. Auf dem Boden und in den Regalen liegen Bücher,
Drehbücher, Kissen, Tassen, Gläser und Aschenbecher.
Der Superstar sitzt auf einem antiken, rollbaren Stuhl, der - wie bei
einer Reifenpanne - die Rolle am vierten Stuhlbein verloren hat. Um das
Gleichgewicht herzustellen, hat Peter ein paar Bücher unter das Stuhlbein
geklemmt. Obenauf liegt das "Lexikon des Aberglaubens".
Wenn er sich eine Zigarette anzündet und sich nach vier gescheiterten
Versuchen am 5. Streichholz beinahe verbrennt; wenn er ziellos durch sein
Arbeitszimmer geht, um nach einem Aschenbecher zu suchen, obwohl zwei
direkt neben seinem Stuhl stehen; wenn er sich nachdenklich mit der linken
Hand durch's Haar fährt, um einen verlorenen Gedanken wiederzufinden;
wenn er mitten im Satz in nachdenkliches Schweigen fällt... dann
weiß man nicht mehr, ob Falk "Columbo" probt oder der
Detektiv seinen Darsteller spielt.
Peter Falk, der der Rolle des liebenswert-zerknauscht-smarten Detektivs
vier "Emmys" und ein paar Millionen auf seinem Bankkonto verdankt,
mag den weltweit erfolgreichen Bildschirmkriminaler immer noch. "Solange
die mich wollen, solange die Drehbücher erstklassig sind, werde ich
den "Columbo" mimen." In diesem Jahr wird Peter noch mindestens
zwei zweistündige "Columbo"-Filme drehen.
Zwischendurch spielt er in Kultfilmen wie Wim Wenders "Wings"
verrückte, komplexe Rollen, die ihn faszinieren.
Nur manchmal gibt er nach und geht mit seiner um 24 Jahre jüngeren,
zweiten Frau Shera zu einer Party oder einer Premiere. "Ich hasse
organisierten Frohsinn!" Und obwohl schätzungsweise zwei Milliarden
Menschen den "Columbo" kennen, wundert sich Peter Falk immer
noch, wenn er auf Reisen in ferne Länder von wildfremden Menschen
angesprochen und nach seinem berühmten Trenchcoat gefragt wird. "Hoffe,
die haben noch ein paar bessere Idole", brummt er. Und dann: "Haben
sie eine Ahnung, wo ich den Aschenbecher hingestellt habe?"
(Bericht: "Gong" - 1991)
(Bilder: Gong) |