Tolle Episode, aber Columbos Kommentar über den falschen Schraubenzieher funktioniert so leider nicht. Mit einem Schltzschraubenzieher kann man auch eine Kreutzschlitzschraube lösen nur umgekehrt wäre dies wohl problematisch!
Nach vielen Folgen, bei denen man auf dem Sofa sitzt und in das Sofakissen beißt ob der Peinlichkeiten, die der gute Inspektor Columbo verursacht, ist dies eine wunderbare Erholung: Columbo spricht italienisch (wenn auch mit grauenhaftem Akzent), hat Ahnung vom Kochen und tut dies offenbar selbst hervorragend, er weiß, wie man sich bei einem Bankett zu kleiden hat: im Smoking macht er eine wunderbare Figur und hat sogar etwas weltmännisches. Selbst die japanische Essens-Zeremonie mag er nicht wirklich zu stören und verneigt sich stilvoll vor den Geishas.
So, sehr schön, aber nächstes Mal bitte wieder eine Kissenbeißnummer!
Eine hervorragende Episode.
Kleiner Ungereimtheiten wie das mit dem Autoschlüssel werden wettgemacht durch die tolle schauspielerische Leistung und den Einfall am Ende mit den Kisten und der Glühlampe.
Und: Diese Folge hat die mit Abstand schönste Filmmusik in der ganzen Serie. Die von Harfe und Streichern interpretierte, von Pat Williams komponierte Barock-orientierte Musik hat etwas Melancholisches und Witziges zugleich und unterstützt die Atmosphäre der Folge wunderbar. Die altmodische Musik lässt einen an Miss-Marple-Filme o. s. ä. erinnern, nur, dass die aufgeweckte Alte Dame nicht aufklärt wie Margaret Rutherford oder Angela Lansbury, sondern die Mörderin mimt.
Um Himmels willen, was für ein grauenhaftes Chaos, diese Episode!
Nicht nur, dass sie voller Fehler ist: Die Regie ist grauenhaft, der Schnitt ist grauenhaft, vom Drehbuch und Mordmotiv mal ganz zu schweigen...
WAS SOLL DAS ALLES? Komisch ist, dass ein ganzer Pulk so fähiger Schauspieler diesen genzen Schrott mitgemacht hat!
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit den Einzelheiten! Am Besten lasse ich es einfach... und deshalb nur zwei Nitpickings, die allerdings wieder so eklatant sind, dass sie eher Elefant-im-Porzellanladen-Qualität haben:
1. Die Eingangssequenz: Swanny fährt dieses kleine Bötchen, keiner ist an Bord und er singt dieses komische Liedchen vor sich hin. WÄHREND er singt, gibt es einen Schnitt, und das Boot ist voller betrunkener Leute. Hä?! Die ganze Episode ist voll von diesen schlechten Schnitten!
2. Columbo setzt sich zum Ende der Episode in das Boot und pfeift sein berühmtes Old-Man-Lied - und das sogar ziemlich gut - MIT ZIGARRE IM MUND!!! Herrgott, ist das furchtbar.
Beide Szenen wurden in der deutschen Synchro übrigens abgemildert, da das Singen und Pfeifen einfach nicht mit übernommen wurde...
Eigentlich eine der besten Episoden überhaupt.
Hier einige Anmerkungen.
Das klassische Nitpicking zu Anfang:
Als Columbo sich im Zauberladen die Guillotine erklären lässt, ist diese zur Beginn der Demonstration geschlossen. In der nächsten Einstellung, als der Verkäufer die Test-Möhre in das Gerät steckt, ist dieses - wie durch Zauberhand bewegt - auf einmal geöffnet, ohne handwerkliches Zutun! Magic!!!
Eigentlich wollte ich noch schreiben, dass es völliger Quatsch ist, dass aus dem Führerschein des Opfers dessen Gewicht hervorgehen soll. Wilson: "Jesse T. Jermone. Geboren am 3. August 1923. Größe: 1,75 Meter, Gewicht 174 Pfund". Was?! Sowas steht im Führerschein? Ein Nachprüfen im Internet ergab jedoch, dass es tatsächlich US-Bundesstaaten gibt, in deren Führerscheinen das Gewicht des Fahrers / der Fahrerein notiert ist. Als ich meinen Führerschein gemacht habe, war ich noch um 20 Kilo leichter.... Leider lebe ich nicht in den USA. Seufz!
Bleibt mir also noch, etwas Bemerkenswertes über die Musik dieser Folge festzuhalten: Der Komponist Bernardo Segàll hat offensichtlich einen Narren an der Titelmusik zum Film "Charade" (1963) gefressen, die übrigens von Henry Mancini stammt, dem Komponist der Columbo-Mystery-Theme-Eingangsmusik (die leider in Deutschland im Fernsehen und auf den DVD-Veröffentlichungen immer weggelassen wird, die ist so etwas wie der einheitliche Tatort-Vorspann). Nicht nur, dass der Sänger und Freund der Tochter des Mörders das Titellied selbst in der Folge zweimal zum Besten gibt, der gesamte Soundtrack besteht im Grunde genommen aus einer einzigen Ansammlung von Variationen über dieses Thema, die stilistisch vom Neo-Barock bis zur Crime-Scene-Music reichen. Der besondere Clou: In der deutschen Synchro-Fassung summt Columbo bei seinem ersten Auftritt in seinem neuen Regenmantel dieses Thema, als er um die Ecke kommt. Im Original tut er das nicht! Immerhin ein Beweis für die Aufmerksamkeit, die die deutschen Bearbeiter dieser Serie entgegen gebracht haben...
Das Alibi von Milo ist sehr schwach. Eine Anfrage bei der Telefongesellschaft hätte ergeben, dass der Anruf nicht von Genes Telefon kam, das hat in anderen Episoden schließlich auch funktioniert. Auch der Todeszeitpunkt steht im Konflikt zum angeblichen Anruf, mit dem sich Milo sein Alibi verschaffen will.
Milo hat sich beim Kampf mit Gene am Kaffee verbrannt, und zumindest an den Türen im Fitnessstudio Fingerabdrücke hinterlassen. Die Unterlagen von Lacey belegen, dass Gene Nachforschungen angestellt hat und Milo somit ein Motiv gehabt hätte ihn umzubringen. Nachdem man so eine große Indizienspur gelegt hat, werden in der finalen Szene die Schnürsenkel ausgepackt...
Also da gibt es wesentlich bessere Columbos.